Wadi Rum, eine Oase der Stille. Beduinenland. Wunderbar. Bekanntgeworden durch T.E. Lawrence, der von hier aus die arabische Revolte angezettelt haben und das Werk "Sieben Säulen der Weisheit" geschrieben haben soll. Oder hier zumindest dazu inspiert wurde. Wir mieten uns 3 Kamele und ziehen los. Die Wüstenschiffe sind in Tat und Wahrheit noch unbequemer als es ihr Ruf besagt. Aber man kommt vorwärts und schreitet in grosser Höhe erhaben voran. Scheinen sehr intelligente Tiere zu sein. Zumindest haben sie ganz klar ihre Launen und Tagesform.
Ein junges Kamel für Claudia.
Ein alter Bock für Schala.
Die sieben Säulen der Weisheit. Apropos Weisheit, in diesen Stunden wird in der Schweiz über Minarette abgestimmt.
Seele baumeln lassen, baden, lesen. In geschützter, geschlossener Atmosphäre. Mövenpick Rundum-Schutz machts möglich. Betreten der Hotelanlage, wie bei allen 5*-Häusern, nur mit Airportlike-Sicherheitsmassnahmen möglich, was einem immer wieder die brisante Lage Jordaniens in Erinnerung ruft. Nun denn, die Völker wachsen ja zusammen. Die Welt wird globalisiert, kosmopolit und toleranter. Morgen wird die Schweiz, ihrer weltoffenen Traditionen entsprechend, ein weiters Signal in die Richtung setzen und die lächerliche Minarett-Initiative wie erwartet ablehnen. Zurücklehnen und die Sonne geniessen.
Besuch eines unserer Reise-Höhepunkte im klassischen Sinne. Petra, die mysteriöse verlassene Felsenstadt. Ehemalige Hauptstadt der Nabatäer und bedeutender Handelsplatz. Wir erreichen die Stadt durch den Siq, einen der wenigen Zugänge. Und können nur bestätigen, was Thomas E. Lawrence (7 Säulen der Weisheit) gesagt hat: "„Petra ist der herrlichste Ort der Welt. Jede Beschreibung muss vor dem eigenen Erleben der Stadt verblassen." Und so beschreiben wir nicht weiter. Nur soviel: ein einzelner, und wenn auch langer, Tag ist für all die Pracht und schönen "Wanderwege" untere Zeitgrenze. Und die wahre Pracht liegt nicht in der Stadt selber (denn von der stehen nur noch ein paar Brocken) und auch nicht von den unzähligen Felsengräbern. Es ist der Ort.
Vom Toten Meer auf dem King's Highway nach Karak. Karak, die Stad mit einer der bekanntesten und besterhaltenen Kreuzfahrerburgen. Zu Europas finstersten Zeiten zogen sie zu tausenden in den Raum Jordanien, um das heilige Land zu befreien. Im Namen Gottes, hiess es. Letzlich ging es aber, wie so oft, nur ums Geld. Als die als uneinnehmbar geltende Festung letztlich doch an Saladins Mannen fiel, wurden die ehrbaren Kreuzritter nicht etwa gerichtet oder nach Hause geschickt. Nein, sie siedelten ganz einfach im Umland und wirkten fortan als Bauern.
Hinweis für andere Reisende: der King's Highway zieht sich ganz schön. Und hat mit Highway nur sehr entfernt zu tun. Man schlängelt sich durch alle Ortschaften. Spannend, aber zeitintensiv.
Noch heute sieht man in der Kreuzfahrer-Festung die Spuren des damaligen Lebens. Z.b. die russgeschwärzten Gewölbe in der Backstube.
Auch nach Jordanien gehen die Schweizer Occasionen.
Früh morgens schälen wir uns aus den Laken des Mövenpick Dead Sea Resort und steuern unser Gefährt von unter dem Meeresspiegel wieder hinaus in die Höhe, auf den Mount Nebo. Den heiligen Berg. Ca. der 234ste heilige Berg den wir auf unseren Reisen erklimmen. Aber auch dieser ist speziell. Von hier aus hat Moses hinuntergeblickt auf heilige Land (promised land) und ist gestorben. Wir gehen weiter nach Madaba. In eine Stadt, in der Kirchtürme und Minarette friedlich neben einanderstehen. Geht doch. Der Nachmittag dann ist dem toten Meer gewidmet und den Eigentümlichkeiten des Resort-Lebens. Nicht unsere Welt. Die Resorts.
Blick ins heilige Land. Heute grösstenteils Israel.
Minarette. Gleich daneben, leider nicht auf dem Bild ersichtlich, stehen übrigens Kirchtürme.
Wir fassen unseren Mitsubishi von Evad, mit komplett leerem Tank, und ziehen los. Gen Norden vorerst. Hinaus aus Amman und hinauf nach Jerash. Am Strassenrand Früchte (1-2 Dinar für Mandarinen & Bananen, unsere ständigen Begleiter), Wasser & Zigaretten (1.50 Dinar/Pack) gekauft. Strassen sind erstaunlich gut, nur U-turnen lässt es sich nicht. Im Norden leben die meisten Jordanier. Meist palästinensische Flüchtlinge aus dem seit dem 6-Tagekrieg besetzten Westjordan. Die Israelis haben sich das fruchtbare Land einfach genommen damals. Der ganze Norden liegt auf einer Hochebene, entsprechend kühl ist es, vor allem nachts. Nach Stunden schöner Fahrt durch den Norden mit den "palästinensischen Gebieten" verlassen wir die Hochebene und tauchen runter auf 400 Meter unter Meer, ans Tote Meer.
In Jerash liegen die Ruinen der ehemaligen imposanten römischen Provinzstadt Gerasa. 20'000 Menschen lebten darin. Die Stadt blühte. 2 Theater für je 3'000 Zuschauer, ein Hippodrome für 20'000 Zuschauer, Bäder & Tempel. Die Kulturausgaben der damaligen Zeit müssen enorm gewesen sein, kein Vergleich zu den heutigen mikrigen Einsätzen bei uns. Eine Art Wohlstand, der in unserer Zeit so nicht mehr existiert. Noch heute sieht man deutlich die Wagenspuren aus der damaligen Zeit in den säulengesäumten Strassen der Stadt.
Natürlich wollen wir wissen, wer uns da so beeindruckend wachgesungen hat mitten in der Nacht. Und finden die Moschee nach kurzer Zeit. Weiter ziehen wir durch Ammans enge Strassen der Altstadt und Märkte hinauf zur Citadelle. Hoch auf einen der sieben Hügel, auf denen die Stadt gebaut ist. Nach einigen "vietnamesisch" anmutenden kulinarischen Anblicken konzentrieren wir uns diesbezüglich erst mal auf die Basis: Felafel, Kebab und Swahrma
Direkt übers heilige Land hinweg fliegen wir nach Amman ein. Eine Stadt, die wir bislang nur dank einem Umstand kennen: "Ulrich Tilgner, für die Tagesschau direkt aus Amman". In der Tat liegt die Stadt optimal für die Nahost-Berichterstattung. Zischen Israel, Syrien, Irak, Saudiarabien und Ägypten im Königreich Jordanien, das sich in diesem delikaten Umfeld zu behaupten versucht.
Wir fallen in unserer 20 Dinar-Absteige (Palace Hotel, CHF 30) inmitten der Altstadt in den Schlaf. Um gegen 2 Uhr abrupt daraus zu erwachen als der Aufruf zum Nachtgebet gleichzeitig von den unzähligen Minaretten über die dunkle Stadt hallt. Was für ein beeindruckendes Schauspiel. Es läuft einem kalt den Rücken runter.